Vision 2030+: So soll sich das Wassernetz wandeln

 | Teile des Wassernetzes in der Region Murten sind überaltert. Mit der Vision 2030+ haben wir einen Massnahmenplan für die Wasserversorgung aufgestellt, um diese fit für die Zukunft zu machen. Dabei sehen wir uns drei grossen Herausforderungen gegenüber: der benötigten Wassermenge, der Wasserqualität und der Finanzierung.

Unser Wassernetz hat seine Ursprünge im Jahr 1890, als erste Wasserreservoire und -leitungen gebaut wurden. Heute besteht die Wasserversorgung für das Murtenbiet und die umliegenden Ortsteile aus 21 Anlagen und gut 100 Kilometern Leitungen über die rund 10’900 Einwohnerinnen und Einwohner versorgt werden. 

Das Wassernetz ist in die Jahre gekommen 

Die Wasserversorgungen in den Gemeinden und heutigen Ortsteilen im Versorgungsgebiet der IB-Murten wurden über mehrere Jahrzehnte erstellt. Sie wurden kleinteilig und lokal gedacht, da sie nur das jeweilige Gemeindegebiet versorgen mussten. Jede Gemeinde war damit selbst zuständig, ihr eigenes Wassernetz zu unterhalten. Der regionalen Versorgungssicherheit und damit der Vernetzung der verschiedenen Gemeinden und heutigen Ortsteilen wurde nur untergeordnet Aufmerksamkeit geschenkt. Mit den Gemeindefusionen der vergangenen Jahre sind beträchtliche Unterschiede in den verschiedenen Trinkwasserversorgungen zum Vorschein gekommen. Die Gemeinden haben sich unterschiedlich stark auf das Wassernetz fokussiert. Damit erklären sich nicht nur Unterschiede in den Wasserpreisen, sondern auch in der Modernität der Anlagen und Leitungen. Denn wo wenig investiert wurde, blieben die Preise tiefer. 

Vision 2030+ für eine optimale Versorgung

Die Ausgangslage ist: Einige Teile der Wasserversorgung sind mit heutigen Standards verglichen überaltert. Ausserdem ist die Wasserversorgung nicht vernetzt gebaut. Deshalb starteten wir 2019 damit, einen Plan für die Wasserversorgung auszuarbeiten. Es entstand die Vision 2030+. Diese entspricht dem Ziel-Zustand, den wir erreichen möchten: 

  • Alle Ortsteile sind zu einem grossen Netz zusammengeschlossen. Überregional gedacht gibt es Redundanzen für eine hohe Versorgungssicherheit mit Trinkwasser. 

  • Unser Netz ist mit den Netzen umliegender Versorger für den Ausnahmefall verbunden. 

  • Das Leitungsnetz ist vereinfacht und die Anlagen auf die Wesentlichen reduziert. 

Nach der Prüfung der vorhandenen Leitungen und Anlagen wurden Erneuerungs- und Sanierungsprojekte formuliert. Zwei dieser sind fast fertig realisiert: Der Neubau des Wasserreservoirs Bois de Boulay und die neue verbindende Wasserleitung ins Wilerholz. Weitere Projekte befinden sich in Planung – darunter auch die Zukunft des Seewasserwerks.  

Herausforderung 1: Wassermenge

Das Versorgungsgebiet der IB-Murten wächst – durch Bevölkerungszuwachs in der Region und die Gemeindefusionen. Total muss also immer mehr Wasser produziert werden. Den Grossteil des Trinkwassers beziehen wir aus dem Murtensee. Ist er im Seen-Vergleich vielleicht nicht besonders gross, so bildet er doch als Reservoir für die Wasserversorgung eine komfortable Basis. Allerdings erreichen wir mit den bestehenden Anlagen bald die Grenze der Produktionsleistung. Der Ausbau dieser fliesst in die Planung der Wasserprojekte, insbesondere des Seewasserwerks, mit ein.  

Weiter stellen die zunehmenden Wetterextreme eine Herausforderung dar, denn die Quellen können weniger ergiebig sein und die Wassermenge im Verbrauch kann stark schwanken. Zu Trinkwasser aufbereitetes Wasser wird maximal 72 Stunden gespeichert. Eine längerfristige Aufbewahrung von Trinkwasser – für längere Trockenphasen – ist aus Qualitätsgründen nicht möglich.  

Für die optimale Wasserversorgung ist auch Redundanz ein wichtiger Faktor. Also mehrere Wasserfassungen, Aufbereitungsanlagen und Reservoire, die parallel geschaltet sind und etwaige Ausfälle und Störungen ausgleichen könnten.  

Herausforderung 2: Wasserqualität

Das zu Trinkwasser aufbereitete Seewasser entspricht 2/3 der Wassermenge, die über das Wassernetz der IB-Murten verteilt wird. Die Aufbereitungsanlagen im Seewasserwerk setzen sich aus mehreren Filteranlagen zusammen, um die gesetzlich vorgeschriebene Trinkwasserqualität zu erreichen. Wie das genau abläuft, finden Sie als Animation und Beschreibung im Wissensartikel «Trinkwasser fürs Murtenbiet».  

In Sachen Wasserqualität gibt es immer wieder neue Anforderungen und Grenzwerte, auf die wir mit alternativen Filterverfahren reagieren. Das Beispiel der Chlorotalonil Metaboliten zeigt gut, vor welchen Herausforderungen wir und andere Wasserversorger regelmässig stehen. Für diesen Abbaustoff von Pestiziden gilt ein neuer, 100-mal strengerer, Grenzwert von 0.1 Mikrogramm pro Liter (von vormals 10 Mikrogramm pro Liter). Das liegt daran, dass die Rückstände von «nicht relevant» zu «toxikologisch relevant» eingestuft wurden. In beinahe allen Regionen, in denen intensive Landwirtschaft wie im Mittelland betrieben wird, wird dieser Grenzwert überschritten. 

Was heisst das? Die Verschmutzung des Wassers sowie die Grenzwerte sind da und nun gilt es, das Wasser entsprechend zu reinigen. Verschiedene Aufbereitungsmethoden wurden bereits geprüft. Nun stehen der Entscheid und die Planung der Zukunft des Seewasserwerks an.  

Herausforderung 3: Finanzierung

Um das Wassernetz fit zu halten, rechnen wir zum einen mit verschiedenen laufenden Kosten: Für das Personal, um die Leitungen zu spülen, Wasserproben zu nehmen und die Infrastruktur in Schuss zu halten. Dazu kommen Investitionen, die für den regulären Ersatz von Leitungen und Anlagen getätigt werden müssen. Hierfür berechnen wir aus dem Wert des Wassernetzes einen jährlichen Abschreibungsbetrag, den wir investieren. 

In den vergangenen Jahren ist das Wassernetz der IB-Murten, insbesondere durch die Gemeindefusionen, beträchtlich gewachsen). Teile dieses Netzes sind aufgrund mangelnder Investitionen überaltert. Damit steigt das Risiko von Defekten oder Anlagen, die nicht den Qualitätsanforderungen entsprechen. Kurzum: es besteht Nachholbedarf. Seit einigen Jahren und im Rahmen der Vision 2030+ möchten wir diese in der Vergangenheit nicht gemachten Investitionen ausgleichen. Finanziert wird dies über die Wasserkosten, deren Höhe über die Gemeinde bestimmt werden. Sie werden vollumfänglich für den Betrieb und die Investitionen in das Wassernetz genutzt. 

So geht es weiter

Im Rahmen der Vision 2030+ stehen insbesondere in den nächsten 10 Jahren Investitionen im mittleren zweistelligen Millionenbereich an. Diese sind nötig, um die Wasserversorgung à jour zu bringen und anschliessend zu halten. IB-Murten erarbeitet dafür eine Mehrjahresplanung mit allen nötigen Projekten.

© 2024 Industrielle Betriebe Murten - Alle Rechte vorbehalten.